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The Liberation Of The UN
as published in ›peace, etc.‹ by etc-publications.com

 



Nicht abschleppen!

(Berliner Zeitung)™ · 3. Dezember 2002 · (Ulrich Seidler)™

( h > t > t > p > : > / > / > w > w > w > . > b > e > r > l > i > n > e > r > - > z > e > i > t > u > n > g > . > d > e > / > a > r > c > h > i > v > / > n > i > c > h > t > - > a > b > s > c > h > l > e > p > p > e > n > - > , > 1 > 0 > 8 > 1 > 0 > 5 > 9 > 0 > , > 1 > 0 > 0 > 4 > 8 > 7 > 9 > 0 > . > h > t > m > l )




Das Auto ist ausgebrannt.

Die Kühlerhaube umschließt einen Strommast, Stahl schmiegt sich an Beton. Der Knall ist im Bild eingefroren. Die Zeit hat einen Schlusspunkt gesetzt, der all die Bewegung rings (geordnet durch die Ampelschaltungen) wie künstliche Animation aussehen lässt.

Mit dem Begriff ›Katastrophe‹ bezeichneten die Griechen der Antike auch den Stillstand der Saite nach dem Klang. Im Lärm des permanenten Verkehrs Danziger Straße / Ecke Prenzlauer Allee kann man mit den Augen dieser Katastrophe nachlauschen.

Verunfallte Autos sind in Berlin oft zu sehen. Sie verursachen ein kurzes Aufschrecken, werden aus dem Verkehrsfluss gezogen und mahnen bescheiden – wenn auch viel effektiver als Plakate aus dem Verkehrsministerium – vom Straßenrand herüber.

Das oben beschriebene Auto steht im Auge der Kreuzung, dort, wo es gut zu sehen ist, aber den Verkehr nicht behindert. Wahrscheinlich wurde es deshalb noch nicht entfernt.

Über Nacht [ ey! ditt wahr tagsüber! Nachts kann ja jeder! ] hat das rostbraune Wrack seine Farbe gewechselt. Jemand hat es weiß angestrichen und auf beide Türen die großen Buchstaben U und N geschrieben.

Ein Zeichen wurde gesetzt.

Nun sehen die Leute zweimal hin. Das eigentliche Ereignis, dieser konkrete Unfall und die Frage, was mit den Insassen geschehen sein mag, rücken in den Hintergrund. Das Bild von diesem Knäuel ist nicht nur aus der Zeit gerissen, sondern auch aus seinem räumlichen Zusammenhang.

Es sieht aus wie ein geschrottetes Einsatzfahrzeug der Vereinten Nationen – was haben die Inspektoren oder Kommissare in Prenzlauer Berg zu suchen? Man sieht das an, wie die japanischen Fischer die Kuh auf ihrem Deck ansahen mitten im Ochotskischen Meer. Sie fiel, wie Zeitungen berichteten, vom Himmel, aus einem russischen Militärflugzeug und war geklaut.

Die dieser Zeitung unbekannten Autoanstreicher haben ein Fernsehbild in den hiesigen Alltag inszeniert, einen Anblick von fernen Kriegen. Als wäre, wie bei einem Weihnachtskalender, ein Fenster in die Lackbild-Oberfläche gerissen worden, hinter dem eine Überraschung zum Vorschein kommt: statt Schokolade ein Stück Wirklichkeit aus dem Kosovo, dem Irak oder wo auch immer die Uno aktiv ist.

Man kann die Aktion als Bild-Kommentar zur Politik des Völkerbundes verstehen, aber tiefer geht der Schreck, der einen für einen Augen-Blick aus dem sicheren heimatlichen Kiez in ein Krisengebiet versetzt, bis man wieder weiß, wo man ist – solchen Schreck kann einem keine Nachrichtensendung, kein Zeitungsbericht, kein Bilddokument einjagen:

Kurz ist nichts mehr zwischen Hier und Dort. Kurz scheint es, als sei man mit den Leuten in Not auf ein und derselben Welt.




Danke, (Eike)™! (Super Idee!)






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